Die Bundesagentur für Arbeit vermittelt ungenügend

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Auswertung

Der Schriftlichen Kleinen Anfrage (21-04292) der Bürgerschaftsabgeordneten Inge Hannemann und der Nachfrage nach den „erfolgreichen versendeten Vermittlungsvorschläge durch die Agentur für Arbeit Hamburg und Jobcenter team.arbeit.hamburg“.

Gefragt wurde nach der Anzahl der Vermittlungsvorschläge seit 2014 bis heute bei der Agentur für Arbeit, Jobcenter team.arbeit.hamburg und der Regionaldirektion Nord. Gefordert wurde eine Aufstellung pro Monat, Jahreswerte, Jahresfortschrittswerte sowie das Verhältnis erfolgreicher Vermittlungsvorschläge zu den jeweils Versendeten. Auch wurde nach der Art des Versands und der Kosten bei der Agentur für Arbeit und Jobcenter team.arbeit.hamburg gefragt. Weiterhin wollte ich wissen, wie hoch die Rückmeldungen von versendeten Vermittlungsvorschläge durch die Arbeitgeber und der „Kunden“ bei der Agentur für Arbeit und Jobcenter team.arbeit.hamburg in den letzten zwei Jahren war. Und schließlich auch die Anfrage nach dem Anteil der erfolgreichen Vermittlungsvorschläge in Hamburg zur Gesamtanzahl bundesweiter erfolgreichen Vermittlungsvorschläge.

Die Auswertung kann hier eigentlich schon fast beendet werden, da der Senat teilweise auf Grundlage von Auskünften von Jobcenter team.arbeit.hamburg und der Agentur für Arbeit Hamburg kaum Antworten gibt.

So heißt es in der Vorbemerkung des Senats:

„In der Geschäftsstatistik der Bundesagentur sind die mit dieser Anfrage erfragten Daten zu 1. bis 4. sowie 7. bis 11. nicht enthalten. 

Die Agentur für Arbeit erfasst und berichtet an die zuständige Behörde regelhaft im Rahmen der Controlling-Gespräche über die Anzahl der erfolgreich besetzten Stellen mit Bewerberinnen und Bewerbern aus dem Rechtskreis des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch (SGB II) sowie insgesamt durch den gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und Jobcenter. Danach wurden in 2016 bis Februar insgesamt 914 Bewerberinnen und Bewerber vermittelt, davon 262 aus dem Rechtskreis SGB II. Diese Zahlen bilden im Rahmen des internen Controllings jedoch nur Teilergebnisse der Vermittlungserfolge ab.“

Wäre da nicht noch etwas … im Einzelnen:

Bereits die Vorbemerkung läuft an der eigentlichen Anfrage vorbei. Hier bezieht sich der Senat zunächst nur auf das aktuelle Jahr bis Februar und nicht wie gefordert auf die letzten zwei Jahre. Die Anzahl der vermittelten Bewerber*innen in der Arbeitsagentur und Jobcenter gibt nicht die Anzahl der Vermittelten nach dem Versand eines Vermittlungsvorschlages wieder. Dass diese Zahlen nur ein Teilergebnis der Vermittlungserfolge abbilden, gibt Raum für weitere Controllingzahlen.

Und genau diese wurden abgefragt und werden mit der lapidaren Antwort „Siehe Vorbemerkung“ abgewatscht. Bereits in einem früheren Artikel habe ich auf die mangelhaften Antworten des Senats hingewiesen. Von dem her nichts neues. Bei meiner Kritik bleibe ich. Wenn nun allerdings (erneut) bewusst vertuscht wird, finde ich das dreist. Man kann sich jetzt darüber streiten, ob die interne Statistik der „erfolgreichen Vermittlungsvorschläge SGB II“ als eine „Geschäftsstatistik“ der BA gilt oder welchen Namen wir sonst noch vergeben können. Fakt ist jedoch, dass lt. der vorliegenden Statistik fast alle Fragen hätten beantwortet werden können. Allerdings hätte diese Ehrlichkeit zu peinlichen Zahlen und  Aussagen geführt. Allein in 2015 wurden durch die bundesweiten Jobcenter 7.178.653 Vermittlungsvorschläge herausgegeben. Davon waren 76.740 erfolgreich und haben in die Vermittlung geführt. Das entspricht für das vergangene Jahr 1,07 Prozent. Offen bleibt jedoch der Ort der Vermittlung. Bekannt ist, dass die Arbeitsagenturen und die Jobcenter auch Stellenangebote per Mail versenden. Auf die Frage nach den Kosten des postalischen Versands gibt es auch keine Antwort. Der Senat erklärt zwar die Möglichkeit des Postversands über die zentrale Poststelle oder lokal, jedoch ohne Angabe der Anzahl. Spiele ich das Szenario durch, dass zur Vereinfachung der internen administrativen Abläufe sehr gerne der zentrale Versand per 1-Klick verwendet wird und nehme ich mal an, dass nur rund 60 Prozent (4.307.192) per Post versendet werden, kämen wir hier auf rund 2,69 Millionen Euro. Hierbei habe ich die günstigeren Kosten via PIN, die gerne im Auftrag der BA und Jobcenter agieren, von derzeit 0,55 Cent pro Standardbrief berücksichtigt als auch den normalen Postversand von derzeit 0,70 Cent. Das ergibt einen Mittelwert von 0,625 Cent. Diese Kosten zählen nur für die Jobcenter. Unter der Berücksichtigung, dass eben nur rund ein Prozent der VV erfolgreich sind, werden somit rund 2,7 Millionen Euro für Nichts an Steuergeldern versendet. Ein Szenario. Eine Annahme. Ein Raten.

Eine ähnliche Zahl der niedrigen Erfolgsquoten von Vermittlungsvorschlägen gibt es bei den Jahresfortschrittswerten für die Regionaldirektion Nord. Die Arbeitsagentur Hamburg begnügt sich mit noch weniger. Im letzten Jahr waren rund 0,6 Prozent erfolgreich. Die Anzahl der erfolgreichen bundesweiten Vermittlungsvorschläge im Rechtskreis des SGB II reduzierte sich zu 2014 um rund 14 Prozent. Diese Reduktion findet sich auch bei der Regionaldirektion Nord als auch bei der Arbeitsagentur wieder.

Zusammenfassend liest es sich so:

Keine Antworten gab es auf:

  • Anzahl der Hamburger Vermittlungsvorschläge seit 2014 bis heute
  • Anzahl der erfolgreichen Hamburger Vermittlungsvorschläge seit 2014 bis heute
  • Prozentualer Anteil der erfolgreichen Vermittlungsvorschlägen für Hamburg und bundesweit
  • Anzahl der Hamburger Vermittlungsvorschläge in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit
  • Kosten des postalischen Versands für die Jahre 2014 und 2015 in Hamburg
  • Anzahl der Rückmeldungen der versandten Vermittlungsvorschläge durch die Arbeitgeber und Empfänger in Hamburg

Allerdings habe ich bei rund nur einem Prozent erfolgreicher Vermittlungsvorschläge auch keine Antworten mehr. Damit führen sich die Argumentationen, dass die Masse der Einladungen, die Sofortangebote beim Erstgespräch oder die „hohe“ Anzahl der Stellenangebote zu mehr Vermittlungen führt völlig ad absurdum. Erfolgreich sind diejenigen, die sich aus eigener Initiative bewerben oder Vitamin B besitzen. Das ist allerdings auch nicht neu. Und dass in der Geschäftsstatistik der BA die Daten nicht vorhanden sind wirkt unglaubwürdig. Oder das Controlling ist ungenügend.

 



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