*Wohin gehst du?
Glosse
Geben Sie es zu: Sie wissen was ein Leitbild ist. Dann sind Sie mir einen Schritt voraus. Ich weiß es nämlich nicht! Und geben Sie es zu: Ihr Unternehmen hat ein Leitbild und alle, aber auch alle, halten sich daran. Auch dann sind Sie mir einen Schritt voraus. Ich befinde mich nämlich abstrakt in der Zeit von Ostern versetzt. Sie wissen schon. Das ist die Jahreszeit in der die Krokusse erwachen und Meister Lampe Süßes für die Kinder versteckt. Ein heiliger Sonntag mit brillierenden Kinderaugen und jauchzenden Kinderstimmen.
Mein Ostern war im Sommer. Genauer gesagt, am Bergfest. Wie ein Blitz traf mich die verbindliche Einladung zur Eröffnung, und ich gelobe mir an von einer Premiere zu sprechen, eines Leitbildes. Zu mir gesellten sich weitere tausendeinhundert bindende, hoffende und brillierende Augenpaare. Ostern für uns Erwachsene! Und das im Frühsommer! Ostern für zweitausendzweihundert erwartungsvolle Augäpfel. Hatten wir doch einen Vorteil: Wir mussten nicht suchen.
Das Leitbild wurde uns als Fließgewässer durchaus gekonnt schauspielerisch und musisch vorgeführt. Meister Lampe hat sich nicht versteckt und lieferte sein Geschenk blanko an die Mitarbeiter der „Joop-Center“ einer Brückenstadt. Hundertachtzig Minuten Tiraden über verbindliche Grundlagen unseres Handelns. Hundertachtzig Minuten Tiraden an Ansprüche an jeden von uns. Hundertachtzig Minuten Tiraden über die Füllung des Fließgewässers mit Leben in unserer täglichen Arbeit. Prima!
Man mag mich naiv nennen; ich hatte Hoffnung. Hoffnung, dass dieses Ostern süß und genießbar sei. Gefunden habe ich aber nur Zartbitterschokolade. Und diese mag ich aber auch gar nicht. Zu bitter. Kein süßliches Verschmelzen auf der Zunge. Stattdessen unerquickliches Kratzen. Kratzen an der Glaubwürdigkeit von vorbildlichem Handeln und Transparenz. Kratzen an der Glaubwürdigkeit des Rückhaltes in der Wahrnehmung ihrer Aufgaben. Kratzen an der Glaubwürdigkeit der gemeinschaftlichen Verantwortung.
Man entschuldige mir meinen ternären Schreibstil. Dieses mag wohl daher rühren, dass ich zumeist drei Osterhasen bei den erwachenden Krokussen entdeckt habe. Man mag mich erneut naiv nennen, wenn ich zugebe, dass ich weiterhin auf der Suche nach dem zuckrigen Inhalt des besagten Bergfestes bin. Ich mag nämlich Ostern!
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Wohl mancher hatte bereits zu Ostern 2004 mit strahlenden Augen über Reformen gehört und gelesen die mit herbstlicher Stimmung nur eine einzige Frage zurückließen. Diese scheinbar von einer höheren gottgleichen Macht gegebenen Reformen sollten ein Segen für die gesamte Republik sein und österliche Stimmung über das ganze Jahr verbreiten Am meisten aber aber denen die die Genüsse dieses frühlingshaften Festes nur noch teilweise genießen konnten da oben erwähnte Reformen schon lange nötig waren. Die Ursache eines scheinbaren Desasters sollte innerhalb dieser Reformen als Knackpunkt zur Lösung der Probleme verkauft werden. Ein Witz an sich; ein Paradoxon.
„Warten Sie nur ab“ hieß es immer wieder “ Sie werden schon sehen“, „eine Wohltat für alle Betroffenen“.
Einzig fortan alle Ostern und sämtliche sonstigen Feiertage gleich mit wurden in der Folge verdorben. Das war es was diese Reformen brachten: Ausschließlich Trauertage die immer schwieriger auszustehen waren und dieses das ganze Jahr über. Nicht Auferstehung für Betroffene sondern Niedergang für all die die der Hilfe bedurften. Auferstehung für bereits feist gefütterte Kapaune die in ihrer Gier den Hals nicht voll bekamen. Niedergang für die Gläubigen die noch Hoffnung hatten. So ist heute auch das Begen der Feste in seiner Art aufgespalten. Des einen Leitbild und Fließgewässer verkündet mit seinen Mantras das Ende der Hoffnung auf alles was ein menschliches Gesellschaftsbild jemals ausgemacht hat. Aufgespalten in Auferstehungsstimmung und Karfreitagsdepression vermischen sich die Bürger zu einem Volk das uneinheitlicher nicht sein kann. So war und ist es gewollt – umgesetzt durch die Füllung des Fließgewässers mit Leben innerhalb täglichen Arbeit derer die das vielleicht so überhaupt nicht wollen.