Da ist sie wieder: Eine Kampagne der team.arbeit.hamburg, also der Jobcenter, um ausbildungsplatzsuchende Jugendliche in eine Ausbildung zu bringen. Eine 3/4 Seite des Hamburger Abendblattes als Advertorial (Anzeige). Gefüllt mit 18 Anzeigen von jungen Menschen zwischen 17 und 24 Jahren, einem netten Foto und der Überschrift: Ich suche eine Ausbildung zur / zum … Weiter geht’s im Text, wer und wie alt sie sind, Schulabschluss, Nennung ihrer Stärken und Hobbys. Begleitet durch ein Interview mit den Geschäftsführern der team.arbeit.hamburg, Friedhelm Siepe (59) und Sönke Fock (50) der Agentur für Arbeit, Hamburg. Und es wird deutlich daraufhin gewiesen, dass die Arbeitgeber nicht nur auf die Noten schauen und motivierten Jugendlichen eine Chance geben sollen, so Siepe.
Unbekannte Kampagne bei den anderen Jobcentern
Schaut man sich die 18 Anzeigen genauer an, ist folgende Aufteilung erkennbar: drei Hauptschüler, neun Realschüler, drei Abiturienten sowie drei Fachabiturienten – gesponsert by Jobcenter Norderstraße in Hamburg. Nun stellt sich allerdings die Frage, warum diese Aktion bei den anderen Jobcentern in Hamburg nicht bekannt ist. Warum keine Anfrage des freiwilligen Angebotes für die Jugendlichen und deren Arbeitsvermittler die Runde machte. Vielleicht, weil das Gute liegt so nah. Ist das Jobcenter Norderstraße doch über eine interne Verbindungsbrücke mit der Hauptagentur für Arbeit in Hamburg-Mitte verbunden.
Ebenso stellt sich die Frage, warum bei 18 Jugendlichen nur drei Hauptschüler vertreten sind. Fock im Interview: „ Alle Heranwachsenden sollen ausgebildet werden – oder studieren. Jeder wird gebraucht“. Anmerkung der Redaktion: Grundsatz der Arbeitsmarktpolitik 2012 der Arbeitsagentur, Jobcenter und Sozialbehörde der Stadt Hamburg.
23 Jahre, Realschulabschluss – eine Suche seit sechs Jahren
Schaut man sich jedoch das Alter und den angegebenen Schulabschluss an, ist festzustellen, dass die Jugendlichen zumeist um die 23 Jahre alt sind und die Mittlere Reife vorweisen. Verlässt ein Realschüler in der Regel die Schule mit 17 Jahren, kann von einer Ausbildungsplatzsuche von sechs Jahren gesprochen werden. Und das ist eine lange Zeit. Und Siepe spricht in diesem Moment von ausgewählten Jugendlichen, die alle sehr motiviert seien und unbedingt einen Ausbildungsplatz wollen. Sie seien mutig, was Fock bestätigt: „ Wer die Chance ergreift, sich in einer großen Tageszeitung zu präsentieren, zeigt, dass er wirklich will, dass er es ernst meint. Und er widerlegt das Klischee der Null-Bock-Jugendlichen“.
Eigentlich eine gute Sache – die Sache mit der Kampagne, die kein weiteres Jobcenter kennt, außer Hamburg-Mitte. Wären da nicht noch rund 3400 andere junge Menschen in Hamburg, die einen Ausbildungsplatz suchen und mehrheitlich einen Hauptschulabschluss oder weniger vorweisen können.
Zahlendreher?
Allerdings fällt mir gerade auf, dass die Agentur für Arbeit ständig von rund 3350 freien Ausbildungsplätzen spricht. Die Handwerkskammer Hamburg spricht allerdings von nur rund 390 Ausbildungsplätzen. Oder ist es ein Zahlendreher und gemeint sind die rund 3400 Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz. Vielleicht möge hier die Agentur für Arbeit nochmals recherchieren?
In diesem Sinne: Jeder wird gebraucht!
Kategorien:Jobcenter
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